Für viele ist Jazz nicht unbedingt eine Musikart, mit der sie sich auseinandersetzen. Pop-Künstler wie Amy Winehouse oder Rapper wie Kendrick Lamar zeigen zwar deutliche Einflüsse vom Jazz und seinen vielen Spielarten in ihrer Musik. Letztendlich ist Jazz für viele Menschen aber nur eine Kakophonie aus verschiedenen Blas-, Streich-, Zupf- und Schlaginstrumenten – oder einfach Hintergrundmusik.
Jazz: das Comeback des Jahres (?)
Immer wieder beschwören verschiedene Publikationen eine Rückkehr des Jazz auf die große Bühne. Gerade im Feuilleton verschiedener Tageszeitungen erscheinen gerne Kommentare, die Künstler wie den oben genannten Kendrick Lamar oder Jazz-Sensationen wie den US-amerikanischen Musiker Kamasi Washington als Beweis für die Rückkehr des Jazz betrachten. Dabei war Jazz nie weg – die Szene lebt und gedeiht auch abseits des großen Rampenlichts.
Jazz: eine kurze Geschichte
Im Großen und Ganzen reichen die Ursprünge des Jazz bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Um 1900 fingen vorwiegend afroamerikanische Musiker an, eine Musikrichtung zu spielen die durch europäische Tonsysteme und europäische Instrumente dominiert war. Jedoch wurden diese klassischen Instrumente und Tonsysteme neu interpretiert. Gerade Blasinstrumente wie die Trompete wurden von Anfang an gerne benutzt, ebenso das klassische Schlagzeug und der Kontrabass. Mit Bass und Schlagzeug wurden schnelle, funkige Grundstrukturen gelegt, über die mit Trompete, Klavier und/oder Gitarre eine teils improvisierte, teils traditionelle Melodie gespielt wurde. Die Improvisation der Künstler war dabei der wichtige Punkt, da sie so den bekannten, traditionellen Liedern eine persönliche Note verpassen konnten. In gewisser Weiße ist Jazz somit auch der Ursprung für Soli aller Art, wie sie heutzutage vor allem in der von Gitarren dominierten Rockmusik beliebt sind.
Die musikalischen Einflüsse
Jazz entstand zwar vor allem durch afroamerikanische Musiker. Diese hatten jedoch keine traditionellen Instrumente, die sie für ihre Volksmusik und Spirituals verwenden konnten. Stattdessen standen ihnen die klassischen Instrumente der europäischen und amerikanischen Marsch- und Tanzmusik, sowie der damals beliebten Popsongs zur Verfügung. Daraus entwickelten sie eine Mischung aus schwarzen Musikrichtungen wie Blues, Spirituals oder Worksongs, kombiniert mit den klassischen Stilelementen der europäischen Folklore und der militärischen Marschmusik. Daher rührt der hohe Anteil an Trompeten in den klassischen Jazz-Bands sowie die klassische Zusammenstellung einer Jazz-Kombo bestehend aus Schlagzeug, Kontrabass, Gitarre und Trompete. Aber auch das Saxophon und die Klarinette, die beide als Holzblasinstrument kategorisiert werden und in Marschkappellen großen Anklang fanden, erfreuten sich schnell großer Beliebtheit in der neuen, aufregenden Musikrichtung.
Jazz als Populärmusik
Nach den Anfängen um 1900 entwickelte sich Jazz schnell zu einer beliebten Musikrichtung nicht nur bei der afroamerikanischen Bevölkerung. Immer mehr weiße Musiker versuchten, die rhytmischen Eskapaden ihrer afroamerikanischen Kollegen zu imitieren – was mal mehr, mal weniger gelang. Daraus entwickelten sich schnell weitere verschiedene Spielarten des Jazz, der dank seiner starken Improvisations-Elemente keine klaren Regeln verfolgte und so für jeden Musiker eine Möglichkeit bot, sich zu verwirklichen.