Electro-Swing: das Revival der Swining 20s

Gerade in den 1920er Jahren war Swing die vorherrschende Spielart des Jazz. Musiker wie Glenn Miller, Duke Ellington oder Benny Carter spielten die flotte, tanzbare Musik mit ihren Orchestern und Bands. Dabei erfreute sich die Musik so großer Beliebtheit, dass sogar ein eigener Tanzstil rund um die Songs enstand.

Insgesamt war Swing fast zwei Jahrzehnte die dominierende Stilrichtung in der Populärmusik. Erst um 1940, nach über 20 Jahren, wurde Swing durch eine neue, anfangs noch sehr kontrovers diskutierte Spielart des Jazz, den Bebop, abgelöst. Zum Ende des zweiten Weltkrieges schien Swing fast vollständig aus der Populärmusik verschwunden zu sein. In den 1960er, 70er und 80er Jahren war Swing maximal noch als Einfluss zu nennen, wenn überhaupt. Doch ähnlich wie das Comeback des Jazz in der Raveszene der 1980er als Acid Jazz war auch dem Swing ein unverhofftes Comeback Anfang der 2000er vergönnt. Auch hier spielte die elektronische Musik eine wichtige Rolle. Denn DJs und Künstler wie Parov Stelar, Jurassic 5 oder die niederländische Housetruppe Doop fingen zunehmen an, Swing in ihren Tracks zu samplen, alte Swing-Songs zu remixen und neu aufzulegen. Der Trend nahm schnell an Fahrt auf – und der Electro-Swing war geboren.

Die Entstehung des Electro-Swing

Die ersten Songs, die man als Electro-Swing oder Sing-House bezeichnen könnte, kamen bereits 1994 vom niederländischen House-Duo Doop. Zwar war vor allem der Song “Doop”, der als erster echter Electro-Swing-Song bezeichnet werden kann, extrem erfolgreich. Doch die beiden Musiker entschieden sich dagegen, weiter in diese Richtung zu gehen. Es dauerte weitere 10 Jahre, bis 2005 die ersten reinen Electro-Swing-Alben veröffentlicht wurden. Eine extrem große Rolle spielte bei diesem Revival vor allem der Österreicher Parov Stelar. Er kam wie die meisten Künstler des Electro-Swing aus dem Nu-Jazz und driftete nach und nach in Richtung Swing und Electro ab. Die Idee an und für sich kam jedoch nicht von Parov Stelar, vielmehr hat sie ihre Ursprünge in Frankreich. Das französische Plattenlabel BNO beobachtete das rasante Wachstum der Swing-House-Szene in Chicago um 1999 und entschied, auch für Europa erste Alben und Sampler mit Swing-House-Songs zu veröffentlichen. Vermutlich waren es gerade diese (heutzutage sehr gefragten) ersten französischen Compilations, die Künstler wie Parov Stelar und Caravan Palace dazu bewegten, die ersten europäischen Electro-Swing-Alben auf den Markt zu bringen.

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